Fernwärmetage 2021

Nachlese

Fernwärmetage 2021 in Pamhagen

Traditionell hält der Fachverband Gas Wärme die Fernwärmetage im Frühjahr, am Ende der Heizsaison ab. Doch in diesem Jahr traf sich die Branche aufgrund der Pandemie erst am 23. und 24. September zu ihrer Informations- und Arbeitstagung.

Die Anlage Vila Vita Pannonia befindet sich in Pamhagen im burgenländischen Seewinkel, nahe der ungarischen Grenze. Alle, die mit der Gegend vertraut sind, wissen, dass hier keine topografischen Barrieren Fernsicht und weite Ausblicke verhindern. Somit war der Tagungsort gut gewählt, denn in den Vorträgen wurde ebenfalls ein Ausblick geboten: in die nähere und fernere Zukunft der Fernwärmewirtschaft.

Zur Begrüßung betonte FGW-Obmann-Stv. Gerhard Fida den unverzichtbaren Beitrag, den die Wärmebranche für die Dekarbonisierung leisten kann. Zum Glück habe die Politik erkannt, dass Energiewende nicht nur Stromwende bedeutet, sondern auch die Ökologisierung der Raumwärme umfasst. Die Weichenstellungen für den Ausbau der Fernwärme, die im heuer beschlossenen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz vorgenommen wurden, ermöglichen der Branche einen positiven Blick in die Zukunft. Die Unternehmen werden in den kommenden Jahren ihr gesamtes Fachwissen zur Verfügung stellen, um mit erneuerbaren Technologien noch viel mehr Menschen als heute mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen.

Beim Vortragsprogramm der Veranstaltung bildeten die Rahmenbedingungen der Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung sowie die Technologien, die dafür eingesetzt werden können, die thematischen Schwerpunkte. Zu Beginn informierte Stephan Sharma (Energie Burgenland AG) über den Beitrag, den sein Unternehmen zur Erreichung der Klimaziele leisten will. Wesentlich sei, dass man den Kunden attraktive erneuerbare Lösungen im Wärmebereich anbieten könne.

Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens, wies in ihrem engagierten Vortrag auf die Notwendigkeit hin, rasch Maßnahmen für eine Energie- und Verkehrswende einzuleiten, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Die Dekarbonisierung der Bereiche Energie und Verkehr sei zudem mit einer hohen regionalen Wertschöpfung verbunden.

Jürgen Schneider, er leitet die Sektion Klima und Energie im Klimaministerium, informierte über die Grundzüge des künftigen Erneuerbaren-Wärme-Gesetzes. Schneider stellte in Aussicht, dass in den nächsten Wochen ein Gesetzesentwurf vorliegen könnte. Der Bereichssprecher Fernwärme im FGW, Alexander Wallisch, hob hervor, dass die Branchen für die hohen Investitionen, die in den kommenden Jahren für die Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung notwendig sind, geeignete rechtliche Rahmenbedingungen benötigen.

Dass Fernwärme eine geschätzte Heizform ist, wurde aus dem Vortrag von Verena Priemer vom Institut marketmind deutlich. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass drei von vier Haushalten Fernwärme positiv sehen. Bei Fernwärme-Nutzern erreichte das Ausmaß der Zufriedenheit sogar 79 %.

Werner Lutsch vom deutschen Verband AGFW – einer Interessenvertretung von Unternehmen, die Heizkraftwerke und Fernwärmenetze betreiben – machte deutlich, dass durch ambitionierten Ausbau und Transformation der Fernwärme bis 2030 in Deutschland der CO2-Ausstoß um 40 Mio. Tonnen verringert werden konnte. Dafür ist die Nutzung der Potenziale, die durch Abwärme und KWK bereitstehen, nötig. Finanziert soll der Umbau der Wärmeversorgung in Deutschland u.a. durch die Mittel aus der CO2-Abgabe werden. Die gibt es auch in der Schweiz. Daniela Decurtins vom Verband der Schweizer Gasindustrie berichtete online in ihrem Vortrag über die Umstände, die im Juni dazu geführt haben, dass in einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit eine Erhöhung der CO2-Abgabe abgelehnt wurde.

Der erste Veranstaltungstag endete bei einem gemütlichen Abendessen, zu dem die Energie Burgenland GmbH eingeladen hatte. Dabei wurde auch das Geheimnis gelüftet, wo die nächsten Fernwärmetage stattfinden werden: Der Vorstandsdirektor der KELAG AG, Manfred Freitag, lud dazu ein, zur 17. Auflage der Veranstaltung nach Kärnten zu kommen.

Am zweiten Tag wurden u.a. innovative Technologien rund um die Fernwärmeversorgung behandelt. Dazu passend konnte zum Abschluss und am Heimweg in Neusiedl am See auch eine Power-to-Heat-Anlage besichtigt werden, in der erneuerbarer Strom aus einem Windpark in Wärme umgewandelt wird.

Katalin-Andrea Griessmair-Farkas zog als Organisatorin ein positives Resümee. Die rd. 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort sowie die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die live über das Internet den Vorträgen folgten, hatten bewiesen, dass es großes Interesse für die Fragen der künftigen Fernwärmeversorgung gibt.